Erfolge im Amphibienschutz in Kressbronn

Durchschnittlich 476 geschützte Amphibien werden jährlich von den freiwilligen Helfern des NABU und BUND in Kressbronn gezählt. Darunter befinden sich auch nach deutschem und EU-Recht besonders und streng geschützte Arten wie der Kammmolch und Laubfrosch. 

ZahlenIm Hinterland des Bodensees kann man von Mitte Februar bis Mitte April häufig entlang von einigen Straßenabschnitten aufgestellte Amphibienschutz-zäune („Krötenzäune“) beobachten, worauf auch die dort aufgestellten entsprechenden Warnschilder hinweisen. In dieser Zeit beginnen an feuchtwarmen Abend- und Nachtstunden und während oder nach starken Regenfällen besonders viele Amphibien (dazu zählen u.a. Frösche, Kröten, Molche) nach der Winterruhe die Wanderung zu ihren Laichgewässern. In Kressbronn wandern besonders viele Amphibien im Bereich des Strandbads vom Waldquartier im „Eichert“ zu den Laichgewässern südlich der Bodanstraße. Dieses Areal ist bereits Teil des europäischen Natura 2000-Verbunds und als FFH-Gebiet geschützt.

Die Wichtigkeit des Kressbronner Schutzgebiets wird an den landesweiten Populationszahlen des Kammmolchs deutlich. Während die erwachsenen Tiere die meiste Zeit an Land in naturnahen Waldbeständen verbringen, benötigen sie zur Eiablage und während der Larvalentwicklung pflanzenreiche Gewässer. Durch Wanderungsbarrieren und die Zerstörung von meist kleinen Feuchtgebieten kam es allein im letzten Jahrzehnt zu einem Rückgang von 24% bei den Kammmolchbeständen in Baden-Württemberg.

Die Arbeit der freiwilligen Helfer wirkt. Die Zäune werden von ehrenamtlichen Helfern jedes Jahr aufs Neue aufgestellt und während der Wanderungszeit zweimal täglich kontrolliert. Die Amphibien, die sich in den Fangeimern entlang der Zäune sammeln, werden registriert (Anzahl, Art, Geschlecht) und dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Richtung Laichgewässer wieder ausgesetzt.

ProzenteAuf Kressbronner Gemeindegebiet werden solche Schutzzäune entlang der Straße von Nitzenweiler nach Schleinsee, sowie an der Straße vom Strandbad entlang des Eichert-Walds in Richtung Tunau unterhalten. Der Krötenzaun am Schleinsee wird von Helfern des BUND (Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland) des Ortsverbands Meckenbeuren-Tettnang betreut. Die Amphibienschutzmaßnahme am Eichert-Wald wurde 2013 auf Initiative des NABU (Naturschutzbund Deutschland) Ortsverbands Langenargen begonnen und wird seitdem zusammen mit Helfern des BUND Ortsverbands Kressbronn alljährlich aufgebaut und betreut.

Alle bisher erhobenen Fundzahlen wurden von dem Biologen Luis Ramos in einem Bericht mit Tabellen dokumentiert. Aus diesen Daten kann zunächst abgelesen werden, dass die jährlichen Gesamtfunde im Mittel 476 Tiere betragen. Dabei waren die Funde in den Einzeljahren 2015 und 2016 überdurchschnittlich. Zwischen 2017 und 2020 lagen die Funde mit 300 und 400 Tieren leicht unter dem langjährigen Mittel zurück.  Unter den gefundenen Tieren stellten die Erdkröten mit durchschnittlich 92 % stets den höchsten Anteil. Als einzige andere Krötenart wurde die Gelbbauchunke nachgewiesen.

Lage

Verbreitung BWDie gefundenen Frosch- und Molcharten hatten einen Anteil von 8 % an der Gesamtzahl der Amphibienarten. Sie waren in allen Untersuchungsjahren anwesend. Dabei ist hervorzuheben, dass unter diesen Arten die besonders und streng geschützten Arten Kammmolch (38 %) und Laubfrosch (28%) am häufigsten vertreten waren. Daneben wurden auch Bergmolch, Teichfrosch und Grasfrosch gefunden.

Die von der Gemeinde Kressbronn geplante Erweiterung des Strandbadparkplatzes im Wanderungsgebiet der lokalen Amphibienpopulation stellt eine akute Bedrohung der nach europäischem Recht geschützten Arten und ihres Lebensraums dar.  Diese Planung verschärft die Auswirkungen der Klimaentwicklung mit der Zunahme von Trockenjahren.

BUND und NABU entwickeln derzeit Vorschläge zur Verbesserung des Laichhabitats Boschachwiesen, die auch die Schaffung von abgedichteten Kuhlen zum Rückhalt von Schmelz- und Regenwasser in Betracht ziehen.

 

H.G. 8.4.2020